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Endoskop Boroskop Unterschied

Begriffsdefinition bezogen auf das industrielle Umfeld

Ein Endoskop ist ein technisches Gerät, mit dem im industriellen Bereich das Innere von technischen Hohlkörpern betrachtet wird. Der Terminus „Endoskop" bzw. Industrieendoskop wird dabei häufig als Überbegriff benutzt. Zu den Endoskopen zählen starre und flexible Endoskope. Die starren Endoskope werden auch als Boroskope bezeichnet. Starre und flexible Endoskope unterscheiden sich in ihrem Aufbau und in ihrem Einsatzzweck.

Boroskope – Starre Endoskope

Die starren Endoskope werden häufig als Boroskope bezeichnet. Kennzeichnend für sie ist ein starrer Schaft aus Edelstahl. Die Bild- und Lichtübertragung findet meistens über ein Stablinsensystem statt. Das kleinste Boroskop in SCHÖLLYs Produktprogramm hat einen Durchmesser von 1,8 mm.

Zu den Boroskopen zählen bei SCHÖLLY auch die Hochtemperatur-Endoskope (im Bild links zu sehen). Diese werden zusätzlich mit einem Kühlmantel versehen, da sie bei Temperaturen bis 2000°C eingesetzt werden.
Entsprechend ihrem Aufbau werden Boroskope für Bohrungen und Öffnungen mit geradem Zugang eingesetzt.

Fiberskope - Flexible Endoskope

Flexible Endoskope haben einen beweglichen, flexiblen Schaft, mit welchem schwer zugängliche Stellen in einem Prüfkörper erreicht werden können. Im Gegensatz zu starren Endoskopen (Boroskopen) findet beim flexiblen Endoskop die Bildübertragung durch geordnete, flexible Faserbündel, auch Bildbündel genannt, statt. Bildbündel bestehen aus Einzelfasern. Jede Faser überträgt einen Bildpunkt (Pixel) vom Objektiv zum Okular. Durch das Bildbündelsystem und der Kunststoffummantelung ist die Flexibilität und Beweglichkeit der Sonde gewährleistet. Flexible Endoskope werden auch als Fiberskope bezeichnet.
Aufgrund des technischen Aufbaus können die flexiblen Endoskope im Vergleich zu Boroskopen in kleineren Durchmessern hergestellt werden.

Der kleinste Durchmesser eines flexiblen Endoskops beginnt bei 0,35 mm. 3000 Einzelfasern werden bei diesem feinen Endoskop zur Bildübertragung genutzt. Aufgrund des geringen Durchmessers zählen die flexiblen Endoskope im Bereich 0,35 mm – 2,4 mm bei SCHÖLLY zu den Mikroendoskopen.
Flexible Endoskope werden z.B. zur Inspektion miniaturisierter Bauteile eingesetzt mit Bohrungen im unteren Millimeterbereich oder für gebogene Zugänge.

Fiberskope können zur besseren Orientierung mit einer mechanisch abwinkelbarer Spitze versehen werden. Die Abwinkelung wird durch ein Hebelsystem und Bowdenzüge realisiert. Fiberskope mit abwinkelbarer Spitze sind bei SCHÖLLY ab einem Durchmesser von 3,4 mm erhältlich. Sie sind zur optischen Kontrolle größerer Hohlräume geeignet. Eine weitere Variante der flexiblen Endoskope sind Videoendoskope.

Starre Endoskope (=Boroskope) und flexible Endoskope (=Fiberskope) können für die direkte und indirekte Sichtprüfung verwendet werden. Für die indirekte Sichtprüfung werden die Boroskope und Fiberskope mit moderner Kameratechnologie kombiniert und digitalisiert. Dies hat z.B. den Vorteil, dass nicht nur eine Momentaufnahme durch den Prüfer stattfindet, sondern, dass das Bild von mehreren Personen an einem Monitor betrachtet, das Bild für bessere Fehlererkennung bearbeitet oder zur Dokumentation gespeichert werden kann. Je komplexer die Sichtprüfung und je wichtiger eine Nachweispflicht ist, desto mehr ist die indirekte Sichtprüfung zu empfehlen.

Wann wird ein Boroskop, wann wird ein Fiberskop eingesetzt

In diesem Abschnitt geht es um den Einsatz von Boroskopen und Fiberskopen bei der direkten Sichtprüfung.
Ob Sie ein Boroskop (starres Endoskop) oder ein Fiberskop (flexibles Endoskop) bei der direkten Sichtprüfung einsetzen, hängt aus technischer Sicht zunächst vom Durchmesser der Bohrung bzw. des Zugangs ab. Bei Bohrungen zwischen ca. 0,4 mm bis 1,8 mm werden flexible Endoskope (Mikro-Endoskope) eingesetzt. In diesem Arbeitsdurchmesser sind keine starren Endoskope für die direkte Sichtprüfung verfügbar.
Bei Bohrungen oder Öffnungen ab 1,9 mm haben Sie die Wahl zwischen starren und flexiblen Endoskopen. Welche Sie wählen hängt davon ab, ob der Zugang zur inspizierenden Stelle gerade oder gebogen ist. Grundsätzlich empfiehlt es sich starre Endoskope dort einzusetzen, wo es möglich ist. Denn durch ihren Aufbau mittels Stablinsen liefern sie eine hohe optische Bildqualität. Flexible Endoskope mit faseroptischem Aufbau können hingegen in noch kleineren Arbeitsdurchmessern gebaut werden als starre Endoskope. Im Schaubild können Sie die verfügbaren Arbeitsdurchmesser von flexiblen und starren Endoskopen sehen.

Flexible und starre Endoskope von SCHÖLLY in Abhängigkeit vom Arbeitsdurchmesser

Die Wahl des passenden Endoskops hängt aber auch von weiteren Faktoren ab: Wie auffällig ist der Defekt, führen Sie Stichproben oder 100% Kontrollen durch, wie viele unterschiedliche Bauteile, Bohrungen oder Materialien prüfen Sie. Je höher die Prüfanforderungen sind, desto eher empfiehlt es sich auf die indirekte Sichtprüfung zu gehen. Lesen Sie mehr im Artikel direkte und indirekte Sichtprüfung.